Blog-Layout

Alltag einer Dolmetscherin #1

Lifesaver IATE

Die Themenvielfalt ist einer der Hauptaspekte, die das Dolmetschen so schön und gleichzeitig so herausfordernd machen. Deshalb ist es selbstverständlich, dass wir uns vor einem Einsatz intensiv mit der Thematik auseinandersetzen. Dazu gehört auch die Einarbeitung in die zugehörige Fachterminologie. Eine hervorragende Quelle für anspruchsvolle, hochspezialisierte Terminologie stellt dabei die europäische Terminologiedatenbank IATE dar. Eines der Features, das Term Recognition Module, hat mir letztens enorm geholfen, mich unter Zeitdruck dennoch bestens auf ein anspruchsvolles Thema - die Vorstellung einer Jahresbilanz mit vielen buchhalterischen Fachbegriffen und einer Menge Zahlen - vorzubereiten. Diesem Tagesordnungspunkt konnte ich somit souverän entgegenblicken.


Einen kleinen Einblick, wie genau ich dabei vorgegangen bin, möchte ich den interessierten Leser:innen im Folgenden bieten:

Als eingeloggter User (in der Rolle "Basic User") habe ich Zugriff auf das Term Recognition Module. Dieses Modul analysiert einen hochgeladenen Text und vergleicht den Inhalt mit den Einträgen der Datenbank. Gibt es einen Treffer, wird dieser im Ergebnisdokument angezeigt. Zunächst muss also die entsprechende Datei zur Analyse hochgeladen werden.

Als nächstes müssen die relevanten Einstellungen für die Analyse getroffen werden. Dazu zählen Ausgangs- und Zielsprache sowie das Output-Dateiformat HTML. Profi-Tipp: Über das kleine Auge unten rechts kann ich weitere Einstellungsmöglichkeiten ausklappen und die Analyse feinjustieren. Zum Beispiel kann ich nach Domäne filtern.

Nachdem die Analyse abgeschlossen ist, kann ich meine Datei im HTML-Format herunterladen.

So sieht das Ergebnis aus. Die gefundenen Fachbegriffe werden blau oder orange hervorgehoben. Wenn ich darauf klicke, wird mir rechts der IATE-Eintrag bzw. die IATE-Einträge angezeigt. Wenn ich auf die Eintrags-ID (die Zahlenreihe oben im blauen Feld neben dem Sternchen) klicke, werde ich direkt zum Eintrag mit weiteren Details, wie einer Definition oder anderen Sprachen, weitergeleitet.

Geschafft! So schnell bringt mich ein Jahresabschluss also nicht mehr aus der Ruhe.

Wenn ihr Fragen zu IATE und den verschiedenen Funktionalitäten habt, kommt gerne auf mich zu. Während meiner Zeit in der Terminologieabteilung des SCIC⇲ habe ich selbst an einigen Features mitgewirkt, um diese auf die Bedürfnisse von Dolmetscher:innen anzupassen, und eine IATE-Schulung für Dolmetscher:innen erstellt. Ich kenne mich also gut aus und helfe gerne weiter.


Bald berichte ich wieder aus meinem Alltag als Dolmetscher in Aachen.

Beitrag teilen

24. Juni 2024

Über die Autorin

Laura Bischoff ist als freiberufliche Konferenzdolmetscherin in Aachen mit den Sprachen Deutsch (A), Englisch (B), Französisch (C) und Spanisch (C) tätig. Vor ihrer Selbstständigkeit arbeitete sie in der Abteilung für Terminologie in der Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Kommission. Das Studium absolvierte sie in Brüssel und Köln.

Dolmetschen ist (k)ein Haixenwerk

von Laura Bischoff 9. Dezember 2024
Dolmetschen ist einmalig und unmittelbar Das Spannende am Dolmetschen ist, dass das Produkt für den Moment gedacht ist. In der Sekunde, in der ich die Leistung erbringe, ist sie relevant und wird direkt durch die Zuhörenden verwerten. Sobald der Moment verstrichen ist, ist auch die Verdolmetschung vorbei und verliert ihre Bedeutung. So ist das beim gesprochenen Wort. Was zählt ist das, was darauf folgt. Die Reaktion der Zuhörenden, die Handlungen, die sich daraus ergeben, die Erinnerung an den Augenblick. (Aufnahmen von Online-Meetings, die die Verdolmetschung ebenfalls erfassen, klammere ich hier bewusst aus, denn diese haben nichts mit dem ursprünglichen Verwendungszweck der Verdolmetschung zu tun. Das lässt sich in die gleiche Kategorie wie Voice-Over eine Filmproduktion einordnen.) Was sich aus oben verfassten Überlegung ergibt, ist die Tatsache, dass alles, was mit der Verdolmetschung einhergeht, ebenfalls ausschließlich für den Einsatz in ebenjenem Moment gedacht ist und danach wortwörtlich in die Tonne kann. Dabei nehme ich nun insbesondere Bezug auf die schriftlichen Notizen, die Dolmetscher:innen bei ihrer Arbeit anfertigen. Papierverbrauch beim Konsekutivdolmetschen Wenn ich ans Notieren beim Dolmetschen denke, kommt mir sofort das Konsekutivdolmetschen in den Sinn. Beim Konsekutivdolmetschen ist das übliche vorgehen so: Der/die Redner:in trägt seinen/ihren Redebeitrag vor. Als Dolmetscherin höre ich genau zu und mache mir als Gedankenstütze einige Notizen. Die Notizentechnik, die dafür zum Einsatz kommt, besteht aus einer Mischung aus Text, Abkürzungen und Symbolen, die im Studium erlernt und im Laufe der Dolmetschkarriere auf Grundlage der dazugewonnenen Erfahrung verfeinert wird. Nachdem der/die Redner:in geendet hat, oder - wenn der Beitrag sehr lange geht - nach einer kleinen Unterbrechung, gebe ich das Gesagte in der anderen Sprache wieder. Je nach Länge des Dolmetscheinsatzes verbrauche ich dabei eine Menge Papier. Wer viele Konsekutivaufträge hat, hat demnach einen relativ hohen Papierverbrauch allein für diese Tätigkeit. Ressourcenschonende Alternativen Als ich mich mit meiner Kollegin Caterina Saccani , Expertin im Bereich Nachhaltigkeit, darüber austauschte, berichtete sie mir von Bambook, einer nachhaltige Alternative für klassische Papierblöcke. Dieses wiederverwendbare Notizbuch ist nicht nur für To-Do-Listen, Brainstorming, Gedankenstützen, oder ähnlichem ein praktisches Helferlein für all diejenigen, die noch gerne mit der Handschreiben - mir persönlich hilft das handschriftliche Schreiben beim Sortieren meiner Gedanken und ich komme damit oft besser klar, als etwas ins Handy zu tippen. Sondern es kann auch beim Dolmetschen helfen, die Tätigkeit ein kleines bisschen ressourcenschonender zu gestalten. Notieren beim Simultandolmetschen Ein Notizblock ist mir auch bei jedem Simultandolmetscheinsatz ein treuer Begleiter. Während ich in Echtzeit das Gesagte von einer Sprache in die andere übersetze, schreibe ich Zahlen, Eigennamen oder (bei langen Satzkonstruktionen) Verben auf. Zudem ist es eine große Hilfe, die wichtigsten Fachbegriffe schwarz auf weiß vor mir zu sehen, damit ich sie nicht erst am Tablet nachschlagen muss. Auch in dieser Situation verliert das Geschriebene auf dem Notizblock seine Relevanz, sobald der Einsatz abgeschlossen ist. Neulich testete ich also kurzerhand den Bambook-Block bei einem Simultaneinsatz aus und war fasziniert, wie anders ich im Vergleich zum klassischen Papierblock notiert habe. Kein Gekritzel, das ich sonst unbewusst zum Stressabbau fabriziere, ordentlichere und besser lesbare Schrift. Und ich habe keinen Müll produziert, sondern kann meine Notizen wegwischen und den Block beim nächsten Einsatz direkt wiederverwenden. Eine tolle Sache! Wenn Sie mehr über das mysteriöse Geschreibsel von Dolmetscher:innen erfahren wollen, kommen Sie gerne auf mich zu.
von Laura Bischoff 28. Oktober 2024
Was ist der Unterschied zwischen Dolmetschen und Übersetzen?
von Laura Bischoff 21. Oktober 2024
Das ist ja wie Zauberei!
von Laura Bischoff 16. September 2024
Dolmetschen heißt Lernen. Die Sommerpause, in der alles etwas ruhiger zugeht, ist also optimal dafür geeignet, um im Rahmen von Fortbildungen seine Kenntnisse zu erweitern. Das habe ich dieses Jahr mit einer ganz besonderen Fortbildungsmaßnahme getan.
von Laura Bischoff 5. August 2024
Dolmetschen ist (k)ein Haixenwerk - Wie kam dieser Blog zu seinem Namen?
Dolmetscher Aachen berät bei der Suche nach einem zertifizierten Dolmetscher
von Laura Bischoff 23. Juli 2024
In diesem Beitrag erfahren Sie, was ein zertifizierter Dolmetscher ist und welche Arten der Zertifizierung es in der Branche gibt.
von Laura Bischoff 20. Juni 2024
Es gibt viele gute Gründe dafür, sich bei der Organisation internationaler und mehrsprachiger Veranstaltungen auf Dolmetscher zu verlassen. 6 davon erläutere ich in diesem Beitrag.
von Laura Bischoff 31. Mai 2024
Warum der Erfahrungsaustausch unter Kolleg:innen so wichtig ist.
Share by: