Einer der Gründe, warum es potentiellen Auftraggeber:innen so schwer fällt, denn passenden Dienstleister für ihr Übersetzungsprojekt oder ihre mehrsprachige Konferenz zu finden, ist, dass die Berufsbezeichnung "Dolmetscher" nicht geschützt ist . Das bedeutet konkret, dass sich jede:r als solche:n bezeichnen darf, ohne auch nur irgendeine Qualifikation mitzubringen.
Das führt dazu, dass der Markt nicht reguliert ist. Da bei Ausschreibungen oder der Entscheidungsfindung für den richtige Dienstleister oft der Preis ein ausschlaggebendes Kriterium ist, führt dies auch zu Dumpingpreisen, was es hauptberuflichen und hochqualifizierten Fachkräften schwer macht, auf dem ungeregelten Markt zu bestehen. Eine Abwärtsspirale entsteht, unter der auch und vor allem die Kund:innen leiden, die nicht mehr wissen, wo sie professionelle und qualitativ hochwertige Dolmetschdienste einkaufen können oder an wen sie sich dafür wenden müssen.
Hier kommen die Berufsverbände zum Tragen. Sie setzen sich für hohe Standards bei der Arbeitssicherheit ein, kämpfen für gute Arbeitsbedingungen und eine faire Vergütung und arbeiten mit den Ausbildungsinstituten zusammen, um die Lehre stets auf dem aktuellen Stand zu halten und dem Bedarf des Marktes anzupassen. Mitglieder dürfen nur diejenigen werden, die die entsprechende Qualifikation und Erfahrung mitbringen. Die Mitgliedschaft in einem Berufsverband ist also an sich bereits ein Gütesiegel.
Die Berufsverbände von Dolmetscher:innen und Übersetzer:innen übernehmen sowohl die Rolle einer Gewerkschaft, als auch die einer Kammer.
Die beiden größten Berufsverbände für Dolmetscher:innen in Deutschland sind der Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) im BDÜ e.V. und die AIIC.
Die AIIC agiert zudem international. Die Abkürzung steht für den französischen Namen des Verbandes
Association Internationale des Interprères de Conférence. Gegründet wurde die AIIC 1953. Nach den Nürnberger Prozessen und im Rahmen der europäischen Integration wurden immer mehr Konferenzdolmetscher:innen benötigt. Durch die voranschreitende Globalisierung sind auch stetig mehr Akteure der Privatwirtschaft auf Dolmetscher:innen angewiesen. Die Anzahl der Universitäten und Ausbildungsinstitute nahm nach dem Zweiten Weltkrieg zu und man erkannte die Notwendigkeit, sich zusammenzutun und sich zu organisieren. Seitdem hat die AIIC Verträge für angemessene Arbeitsbedingungen und eine faire Vergütung bei internationalen Organisationen wie der EU oder der UN ausgehandelt und leistet damit Pionierarbeit für alle Dolmetscher:innen, sowohl im öffentlichen Dienst als auch auf dem freien Markt.
Zu den Arbeitsbedingungen zählen zum Beispiel die Anforderung, dass Dolmetscher:innen stets zu zweit arbeiten, ein sicheres Arbeitsumfeld herrscht oder die Tonqualität für das Dolmetschen ausreichend sein muss. Das gibt sowohl den Dolmetscher:innen als auch den Kund:innen die Sicherheit, dass stets die beste Leistung abgeliefert werden kann. Während der Covid-19-Pandemie übernahm die AIIC wieder eine führende Rolle dabei, Qualität und Sicherheit bei Online-Konferenzen durchzusetzen, da insbesondere eine schlechte Audioqualität gesundheitsschädliche Auswirkungen für die Dolmetscher:innen haben kann.
Der Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) wurde 2003 gegründet. Inzwischen ist er mit über 700 aktiven Mitgliedern der größte Verband für Konferenzdolmetscher:innen in Deutschland. Der Verband bietet seinen Mitgliedern ein umfassendes Fortbildungsangebot, ein großes Netzwerk und ein Nachwuchsprogramm zur Förderung von Berufseinsteiger:innen. Extern vertritt der Verband die Interessen von Konferenzdolmetscher:innen auf politischer Ebene, sorgt für Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit, berät und informiert (potentielle) Kund:innen und öffentliche Auftraggeber:innen und wirkt an der Erarbeitung von Normen und Standards mit.
Als VKD-Mitglied unterstütze ich die Arbeit des Verbandes aktiv und stelle durch die Einhaltung der Berufs- und Ehrenordnung, an die mich die Mitgliedschaft bindet, meine Professionalität unter Beweis. Dadurch verpflichte ich mich dazu, stets höchste Qualität abzuliefern. Vertraulichkeit und Kollegialität sind für mich ebenfalls selbstverständlich.
Anfang jeden Jahres findet die Jahresmitgliederversammlung des VKD statt. Dieses Jahr, 2025, kamen wir in Freiburg zusammen und diskutierten neben den Ereignissen des letzten Jahres und der Vorausschau für das neue Jahr auch die Auswirkungen der anstehenden Bundestagswahl und die politische Positionierung unseres Verbandes. Außerdem würdigten wir die Arbeit der Ehrenamtler:innen, ohne die der Verband in der Form nicht bestehen könnte. Ich bin dankbar, Teil dieses kollegialen und positiven Netzwerks sein zu dürfen!
29. Januar 2025
Über die Autorin
Laura Bischoff ist als freiberufliche Konferenzdolmetscherin in Aachen mit den Sprachen Deutsch (A), Englisch (B), Französisch (C) und Spanisch (C) tätig. Vor ihrer Selbstständigkeit arbeitete sie in der Abteilung für Terminologie in der Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Kommission. Das Studium absolvierte sie in Brüssel und Köln.
Als professioneller Dolmetscher in Aachen unterstütze ich Sie bei der erfolgreichen Planung und Durchführung Ihrer mehrsprachigen Events.
Kontakt
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© Laura Bischoff, 2024