Kleines Laixikon

Kleines Laixikon der Dolmetschwelt

Huch, hat sich hier ein Rechtschreibfehler eingeschlichen? Tatsächlich nicht. Ganz in der Aachener Tradition habe ich mir hier ein Wortspiel mit „Aix“ erlaubt, dem ersten Wortteil des französischen Namens der Stadt Aix-la-Chapelle. Mehr Hintergründe erfahren Sie auf der Seite Standort Aachen.


Auf dieser Seite finden Sie einige Begriffserläuterungen, damit Sie sich leichter durch die Irrungen und Wirrungen der Dolmetsch- und Übersetzungswelt zurechtfinden können. Bei weiterführenden Fragen kommen Sie gerne auf mich zu und wir besprechen Ihr Anliegen individuell.

Wenn Sie sich umfassender informieren möchten, können Sie auf der Internetseite des Internationalen Verbands für Konferenzdolmetscher:innen AIIC⇲ weitere spannende Erläuterungen lesen.

Dolmetschen

Das Dolmetschen zeichnet sich dadurch aus, dass eine mündlich oder in Gebärdensprache vorgetragene Rede im unmittelbaren Moment von den Dolmetscher:innen in eine andere Sprache übertragen wird. Dabei ist der Faktor Zeit das entscheidende Kriterium: Die Verdolmetschung ist für die sofortige und einmalige Verwendung gedacht. Wenn eine Aufzeichnung der Verdolmetschung zur späteren Wiederverwendung gewünscht wird, entstehen Urheberrechtsansprüche, die vorab geklärt werden müssen.

Die Verdolmetschung kann simultan, also gleichzeitig mit dem/der Redner:in erfolgen, oder konsekutiv, das bedeutet im Anschluss an den/die Redner:in

Übersetzen

Anders als beim Dolmetschen widmet sich ein:e Übersetzer:in der sprachlichen Übertragung schriftlicher Texte. Das Endprodukt, die Übersetzung, kann anschließend mit einem großen Zeitabstand und von immer verschiedenen Personen beliebig oft genutzt werden. Die Hilfsmittel, Strategien und Grundfertigkeiten unterscheiden sich dabei stark vom Dolmetschen. Mit schriftlichen Texten verfolgen Autor:innen andere kommunikative Ziele als Personen, die einen mündlichen Vortrag halten. Dieser Unterschiede wird beim Dolmetschen und Übersetzen Rechnung getragen.

CAT-Tool

Ein CAT-Tool (oder Computer Aided Translation Tool) ist eine Software, die professionelle Übersetzer:innen bei ihrer Arbeit nutzen. Ein CAT-Tool hat nichts mit Künstlicher Intelligenz oder Maschinenübersetzung zu tun. Dieses Tool dient unter anderem dazu, dass Übersetzer:innen ihre Übersetzungen organisieren, strukturieren und speichern, Terminologie verwalten und Texte analysieren. Durch die Textanalyse werden z. B. Wiederholungen erkennbar und die Übersetzung kann effizienter und einheitlicher durchgeführt werden.

Simultandolmetschen

Simultandolmetschen ist überwiegend aus dem Fernsehen oder dem Europäischen Parlament bekannt, kommt aber bei vielen verschiedenen Veranstaltungsarten zum Einsatz. Dabei überträgt der/die Dolmetscher:in das Gesagte fast zeitgleich in eine andere Sprache. Außer bei der Sonderform des Flüsterdolmetschens, wo der/die Zuhörer:in die Verdolmetschung direkt ins Ohr geflüstert bekommt und die nur in bestimmten Situationen zum Einsatz kommt, wird hierfür eine spezielle Technik benötigt. Besonders geeignet ist das Simultandolmetschen bei Veranstaltungen mit einer sprachlich diversen Zuhörerschaft. Die Anzahl der Zuhörer:innen spielt dabei keine Rolle: Ich habe schon sowohl für einen einzigen Zuhörer als auch für hunderte gedolmetscht. Da diese Tätigkeit ein hohes Maß an Konzentration und kognitiver Leistung erfordert, arbeiten Dolmetscher:innen stets im Team.

Konsekutivdolmetschen

Beim Konsekutivdolmetschen erfolgt die sprachliche Übertragung, anders als beim Simultandolmetschen, im Anschluss an das Gesagte. Zu diesem Zweck kommt eine besondere Notizentechnik zum Einsatz, die als Gedächtnisstütze dient, damit auch trotz der kleinen Zeitverzögerung keine wichtigen Informationen verloren gehen. Bei der Eventplanung muss diese zusätzliche Zeit berücksichtigt werden. Darüber hinaus hört das Publikum die Redebeiträge doppelt. Diese Form des Dolmetschens war Anfang des 20. Jahrhunderts, z. B. bei internationalen diplomatischen Vereinigungen wie dem Völkerbund, vorrangig. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO setzte zwar schon früh auf das Simultandolmetschen, doch erst mit den Nürnberger Prozessen breitete sich die Technik aus und macht nun den Großteil der Dolmetschaktivität auf dem Markt aus. Es gibt aber immer wieder Settings, wo eine Konsekutivverdolmetschung sinnvoll und erwünscht ist. Ein Beispiel hierfür wären Mitarbeitergespräche oder feierliche Anlässe wie Tischreden.

Gesprächs- und Verhandlungsdolmetschen

Eine Sonderform des Konsekutivdolmetschens stellt das Gesprächs- und Verhandlungsdolmetschen dar. Auf diese Dolmetschart wird bei bilateralen Gesprächen zurückgegriffen, wo in der Regel nicht mehr als zwei Sprachen vertreten sind. Der/die Dolmetscher:in sitzt dabei üblicherweise zwischen den Gesprächsteilnehmenden. Auch hier kommt die Notizentechnik zum Einsatz, wenn auch in abgewandelter Form, da die Gesprächselemente oft kürzer sind und eine andere Dynamik vorherrscht als bei klassischen Konsekutiveinsätzen.

Konferenzdolmetschen

Anders als der Name vermuten lässt, dolmetschen Konferenzdolmetscher:innen nicht ausschließlich bei Konferenzen. Um den Begriff besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich zur Abgrenzung andere Arten des Dolmetschens vor Augen zu führen, insbesondere das Community Interpreting (Dolmetschen im Gemeinwesen). Darunter fällt zum Beispiel Dolmetschen bei Gericht, im Krankenhaus oder bei Behördengängen. Die ISO-Norm 18841:2018 für allgemeine Anforderungen und Empfehlungen für Dolmetschdienstleistungen definiert das Konferenzdolmetschen als „Dolmetschen für die mehrsprachige Kommunikation bei technischen, politischen, wissenschaftlichen und anderen Zusammenkünften“. Der Begriff "Konferenzdolmetschen" beschreibt damit das Setting, wohingegen sich Simultandolmetschen oder Konekutivdolmetschen auf den Dolmetschmodus beziehen.

Notardolmetschen

Wenn Sie eine notarielle Beurkundung benötigen, aber nicht über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen, benötigen Sie für den Notartermin eine:n Dolmetscher:in. Ein klassisches Beispiel ist der Immobilienkauf. Dabei wird der Kaufvertrag durch den Notar auf Deutsch und durch den/die Dolmetscher:in in der Fremdsprache verlesen und erläutert. Denn es ist wichtig, dass alle Vertragsparteien darüber aufgeklärt werden, was sie da unterschreiben und was das für sie bedeutet.

Aktive/passive Sprache

Dolmetscher:innen haben mit unterschiedlichen Sprachen zu tun. Dabei werden die Arbeitssprachen in verschiedene Kategorien unterteilt, um zu kommunizieren, wie diese Sprachen eingesetzt werden. Bei der A-Sprache handelt es sich stets um die Muttersprache. Unter der B-Sprache versteht man eine aktive Fremdsprache, also eine Fremdsprache, aus der gedolmetscht und in die gedolmetscht wird. Meine B-Sprache ist Englisch. Das bedeutet, dass ich aus dem Englischen ins Deutsche und auch aus dem Deutschen ins Englische dolmetsche. Eine passive Fremdsprache wird auch als C-Sprache bezeichnet. Meine passiven Sprachen sind Französisch und Spanisch. Ich dolmetsche also aus diesen Sprachen ins Deutsche, aber nicht wieder zurück. Auf dem privaten Markt wird oft mit B-Sprachen gearbeitet, man hat also vorrangig bidirektionale Kabinen. In der EU hingegen herrscht das Muttersprachenprinzip und fast alle Dolmetscher:innen dolmetschen aus ihren C-Sprachen in ihre Muttersprache.

Lingua Franca

Der lateinische Begriff „Lingua Franca“ bezieht sich auf eine gemeinsame Sprache, auf die sich eine Gruppe von Personen einigt, in der jeder eine andere Muttersprache spricht. Vor einigen hundert Jahren galt Französisch noch als verbreitete Diplomatiesprache und war somit die Lingua Franca der Wahl. Französisch hat daher auch heute noch einen hohen Stellenwert in internationalen Organisationen wie der Europäischen Union oder den Vereinten Nationen. Seit einigen Jahrzehnten hat sich aber sowohl in der Wissenschaft als auch der Wirtschaft Englisch als Lingua France herauskristallisiert. Da Fremdsprachen aber für die meisten Fachkräfte und Experten nicht zum Tagesgeschäft gehört - ihre Kernkompetenzen liegen ja in jeweiligen Fachgebiet - werden nach wie vor häufig Englisch-Dolmetscher:innen herangezogen, sobald es wichtig wird.

Kabine

Bei den meisten Simultanaufträgen kommt eine Kabine zum Einsatz. Diese muss den aktuellen ISO-Standards entsprechen und hat somit eine Grundfläche von 2,56 m2. In der Kabine sitzen die zwei oder drei Dolmetscher:innen mit der zugehörigen Technik: Einer Konsole, um das Mikrofon einzuschalten und die Lautstärke zu regulieren, sowie ihrer Kopfhörer. Der Ton aus den schallisolierten Kabinen wird dann per Funk an die Empfänger des Publikums, die den entsprechenden Kanal eingestellt haben, übertragen. Allerdings gibt es auch Simultaneinsätze ohne Kabine. Das ist zum Beispiel beim Flüsterdolmetschen der Fall, bei Online-Meetings oder wenn mit einer Personenführungsanlage (PFA) gearbeitet wird.

PFA

Unter einer PFA (kurz für Personenführungsanlage) versteht man ein tragbares Equipment für das Simultandolmetschen. Die Zuhörerschaft bekommt die Verdolmetschung wie gehabt über Kopfhörer zugespielt, der/die Dolmetscher:in sitzt dabei jedoch nicht in einer Kabine, sondern positioniert sich strategisch günstig in der Nähe des/der Redner:in und spricht möglichst leise in das Handmikrofon oder Headset. Diese Technik ist bei mobilen Einsätzen wie Stadtrundgängen oder Werksführungen vorteilhaft.

RSI

RSI ist die Abkürzung für Remote Simultaneous Interpreting, also Ferndolmetschen. Seit der Pandemie sind Online-Meetings aus unserem Berufsalltag nicht mehr wegzudenken. Auch die zugehörige Dolmetschtechnik hat sich in diesem Zuge weiterentwickelt und gängige Plattformen wie Zoom bieten inzwischen praktikable Lösungen an, um Verdolmetschungen in das Meeting zu integrieren. Dabei befinden sich die Dolmetscher:innen entweder in einem professionellen Hub, der die gleichen optimalen Bedingungen wie eine Kabine bietet, oder, wenn die Umstände und das Equipment es zulassen, im eigenen Büro.

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